Freie Fahrt für S-Pedelecs auf Radschnellweg

Erste Streckenfreigabe im Landkreis Böblingen und ein weiterer Baustein der Verkehrswende

Feldweg mit Schild: S-Pedelc frei

Der Landkreis Böblingen will den Radverkehr weiter stärken und damit die Verkehrswende unterstützen. Ein Baustein ist dabei, die Verbreitung von S-Pedelecs durch Freigabe von weiteren Radwegen im Landkreis zu fördern. Anders als die weit verbreiteten Pedelecs (motorunterstützt bis max. 25 km/h) gibt es auch S-Pedelecs, die abhängig von der eigenen Muskelkraft erst ab 45 km/h die Motorunterstützung einstellen. Nach den gesetzlichen Regelungen in Deutschland gelten sie nicht als Fahrräder, sondern als Kleinkrafträder; sie benötigen ein Versicherungskennzeichen bzw. eine Kfz-Haftpflichtversicherung und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM, außerdem besteht Helmpflicht.

S-Pedelec-Fahrer dürfen keine Wirtschaftswege und Radwege benutzen, die nicht explizit dafür freigegeben sind, sondern müssen auf der Straße fahren. Das bedeutet beispielsweise, dass mit einem S-Pedelec auf einer Landstraße gefahren werden muss, auch wenn parallel dazu ein Radweg verläuft - eine Situation, die der Förderung klima- und umweltfreundlicherer Mobilität und Verkehrssicherheit nicht zuträglich ist.

Der Landkreis Böblingen hat sich in Abstimmungen mit den Verkehrsbehörden der Stadt Böblingen sowie den Gemeinden Ehningen und Gärtringen entschieden, eine erste Rad-Hauptpendlerroute im Landkreis für S-Pedelecs freizugeben. Es betrifft die rund sieben Kilometer lange Strecke über den Radschnellweg RS 1 und die Rad-/Wirtschaftswege zwischen Böblingen (Kreuzung Hewlett-Packard Str./K1077) und Gärtringen (Siedlungsrand am Rohrweg). Ab Montag, 23. September 2024, werden die entsprechenden Schilder angebracht.

Hierzulande sind nur sehr wenig Radwege für S-Pedelecs freigegeben, was ein Hinderungsgrund für die weitere Verbreitung darstellt. Mit der Freigabe der Strecke zwischen Böblingen und Gärtringen leisten die Landkreisverwaltung und beteiligten Kommunen einen weiteren Beitrag zur Verkehrswende. Ziel soll sein, entsprechend des baulichen Fortschritts am Radschnellweg RS 1, schließlich die gesamte Route Böblingen-Herrenberg freizugeben. Zudem steht in Abstimmung mit den Landkreiskommunen die schrittweise Prüfung weiterer potenziell geeigneter Pendlerrouten und deren Umsetzung an.

Rein äußerlich unterscheidet sich ein S-Pedelec kaum vom „normalen“ Pedelec. Allerdings wird es durch die höhere Durchschnittsgeschwindigkeit wesentlich attraktiver, auch längere Pendler-Strecken von 15 bis 20 Kilometern mit dem Rad zu fahren. Experten sehen in S-Pedelecs einen klaren Beitrag zur Verkehrswende. Ein Blick über die Landkreisgrenze nach Tübingen zeigt, dass dort über die letzten Jahre schon mehrere Strecken freigegeben und keine negativen Erfahrungen gesammelt wurden. In der Schweiz wurde das Radwegnetz bereits im Jahr 2012 grundsätzlich für S-Pedelecs freigegeben; in den Niederlanden, Belgien und Dänemark dürfen S-Pedelec-Fahrende ebenfalls Radwege nutzen - zum Teil mit Einschränkungen. In den Ländern sind seitdem deutlich mehr S-Pedelec-Fahrende unterwegs als in Deutschland.

Eine Studie vom Zweirad-Industrie-Verband aus dem Jahr 2023 zeigt, dass S-Pedelecs auf Radwegen nicht zu mehr Unfällen geführt haben. Die Studie untersuchte Unfallzahlen in Deutschland, Belgien, Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz. Es wurde auch keine auffällige Häufung von Unfällen zwischen S-Pedelecs und gewöhnlichen Fahrradfahrenden und dem Fußverkehr festgestellt. Auf Wegen mit hohem Fußverkehrsaufkommen fahren sowohl S-Pedelec-Fahrende als auch alle anderen Radfahrenden in der Regel langsamer.

(Erstellt am 23. September 2024)

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