Impfen schützt – vom Säugling bis ins hohe Alter

Auch in diesem Jahr will das Gesundheitsamt im Rahmen der Europäischen Impfwoche auf die Bedeutung von Impfungen aufmerksam machen. Ziel ist es in der Bevölkerung die Impfquoten zu steigern, um Krankheitsausbrüche kurz- und langfristig zu verhindern, und das in jedem Lebensalter. Impfungen schützen dabei meist nicht nur die geimpfte Person selbst, sondern auch deren Mitmenschen.
RSV-Impfungen bei Säuglingen schützen vor schweren Verläufen und Krankenhausaufenthalten
Impfungen gegen das Respiratory Synzytial Virus (abgekürzt RSV) bei Säuglingen vor der Erstinfektion sorgen für deutlich weniger symptomatische Atemwegserkrankungen im ersten Lebensjahr. Nach der Welle der schweren Infektionen im Winter 2023/2024 sprach im darauffolgenden Sommer die STIKO erstmalig die Empfehlung zur Immunisierung aller nach dem 31.03.2024 geborenen Säuglinge aus. In den Geburtskliniken des Landkreises wurden in diesem Winter über die Hälfte der Neugeborenen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U2 geimpft, viele weitere im Verlauf bei den niedergelassenen Kinderärzten im Kreis.
Sowohl die Zahl der gemeldeten RSV-Infektionen im Landkreis wie auch die Krankenhausaufenthalte aufgrund einer RSV-Infektion in der Kinderklinik Böblingen gingen diesen Winter bei den Säuglingen stark zurück. So sank der Anteil der erkrankten Säuglinge unter sechs Monaten an allen gemeldeten Fällen um 75%. Die gemeldeten Zahlen der älteren Kinder und auch der Erwachsenen war in beiden Jahren im Gegensatz dazu annähernd identisch, so dass man von einem starken Effekt der Impfung ausgehen kann.
HPV-Impfung bei Jugendlichen schützt vor bestimmten Krebsarten
Mit Blick auf die Impfung gegen das Humane Papillomvirus (HPV) im Kreis Böblingen zeigt sich deutlich, dass die Impfquoten bei den 15-Jährigen in den vergangenen Jahren nur noch geringfügig ansteigen. Bei den Mädchen ist die Quote im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gesunken. Dabei bestehen insgesamt nach wie vor erhebliche Impflücken. So waren im Kreis Böblingen im Jahr 2023 lediglich knapp die Hälfte der 15-jährigen Mädchen und knapp ein Viertel der 15-jährigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft. Damit liegt Böblingen unterhalb des Bundesdurchschnitts, aber knapp über dem landesweiten Wert in Baden-Württemberg.
Dr. Anna Leher, Gesundheitsamtsleitung dazu: „Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Impfung gegen HPV hochwirksam vor bestimmten Krebsarten und ihren Vorstufen schützt. Die HPV-Impfung im Kindes- und Jugendalter kann im Einzelfall später viel Leid ersparen.“
Pneumokokken-Impfung bei Erwachsenen schützt vor schweren Lungenentzündungen
Auch unter den Erwachsenen in Baden-Württemberg bestehen erhebliche Impflücken. So zeigen die Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen, dass bislang weniger als ein Viertel der Betroffenen in Baden-Württemberg im Erwachsenenalter die Impfung gegen Pneumokokken wahrnimmt. Mit dem Alter, sowie bei chronischen Grunderkrankungen, steigt das Risiko einer schwer verlaufenden Pneumokokken-Erkrankung. Daher empfiehlt die STIKO diese einmalige Impfung im Erwachsenenalter für Personen mit Grunderkrankungen sowie allen Personen ab 60 Jahren.
Bei Fragen zu Impfungen und Impfempfehlungen soll man sich an den Arzt seines Vertrauens oder an das Gesundheitsamt zu wenden. Eine gute Übersicht zu Informationen rund um das Thema Impfen bietet die Webseite www.impfen-info.de des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Die Impfempfehlungen der STIKO sind übersichtlich im Impfkalender dargestellt.
Das Robert Koch-Institut analysiert jedes Jahr die Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen und berechnet daraus die Impfquoten in Deutschland. Seit 2024 werd in die Ergebnisse auf VacMap anschaulich bis auf Kreisebene dargestellt.
Hintergrundinformationen
RSV-Infektionen sind weltweit die häufigste Ursache von Erkrankungen der unteren Atemwege bei Säuglingen und Kleinkindern mit einem saisonalen Auftreten in den Wintermonaten. In Deutschland ist es die häufigste Ursache für einen stationären Krankenhausaufenthalt gesunder Säuglinge nach der Geburt. Bis zu 70 % aller Säuglinge erleben ihre Erstinfektion im ersten Lebensjahr, bis zum Ende des zweiten Lebensjahres fast alle. 80% aller schwer verlaufenden RS-Virusinfektion treten bei zuvor gesunden Säuglingen auf und führen bei einem von ca. 55 Kindern vor dem ersten Geburtstag zu einem Krankenhausaufenthalt. Dies führt jährlich zu einer starken Belastung sowohl der Kinderarztpraxen und der Kinderkliniken.
Die Immunisierung gegen RSV wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) allen Säuglingen im 1. Lebensjahr empfohlen. Eine einmalige Gabe ist hierbei ausreichend. Säuglinge mit Geburt zwischen dem 01.04.-30.09. des jeweiligen Jahres sollten ihre Immunisierung vor Beginn der Saison zwischen September und November beim Kinderarzt erhalten, Säuglinge mit Geburt zwischen dem 01.10. bis 30.03. des Folgejahres sollten möglichst zeitnah nach der Geburt, z.B. im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U2, immunisiert werden.
Die Impfung gegen HPV wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) allen Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen. Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Impfdosen erforderlich. Wenn die Impfung verpasst wurde, sollte sie spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden. Wird die Impfung erst nach dem 15. Geburtstag begonnen, sind für den vollständigen Schutz drei Impfungen notwendig. HPV-Impfungen können zum Beispiel durch den Kinderarzt, die Hausärztin oder den Frauenarzt verabreicht werden.