Landratsamt fördert Projekte in Ländern des Globalen Südens
45.000 Euro gehen an 29 Projekte unter anderem in Afrika, Asien und Lateinamerika
Landrat Bernhard: „Ziel der Förderung ist Hilfe zur Selbsthilfe und der damit verbundene Beitrag zur Agenda 2030“
Seit 36 Jahren unterstützt der Landkreis Böblingen Projekte in Ländern des Globalen Südens. Für diese partnerschaftliche Zusammenarbeit stellt der Sozial- und Gesundheitsausschuss des Kreistages in diesem Jahr 45.000 Euro zur Verfügung. In diesem Jahr gingen 29 Projektanträge von Kirchen, Vereinen und Eine-Welt-Läden mit ganz vielfältigen Projekten ein. Die Projekte werden in Ländern Afrikas, Asiens, Nordamerikas, Südamerikas und Mittelamerikas realisiert. Darunter waren zum Beispiel Projekte im Bereich der Wasserversorgung, Gesundheit, Bildung oder Frauen-Empowerment.
Zum Abschluss der Förderrunde 2023 für die Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit fand am Dienstag (28. November) eine Netzwerkveranstaltung im Landratsamt statt. Landrat Roland Bernhard erläuterte: „Ziel der Förderung ist es, Gruppen und Organisationen aus unserem Landkreis bei der Umsetzung von Projekten in Ländern des Globalen Südens zu unterstützen. Gemeinsam mit ihren Partnern leisten sie einerseits Hilfe zur Selbsthilfe und andererseits wichtige Beiträge zur Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung auf kommunaler Ebene. Auch die Landkreisverwaltung sieht sich dieser Agenda verpflichtet und hat im Juli eine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet“. Bei der Netzwerkveranstaltung begrüßte Landrat Bernhard auch eine Delegation aus dem marokkanischen Oujda. In der 2018 begründeten Kooperation zwischen Oujda und dem Landkreis Böblingen steht das Thema Nachhaltige Mobilität im Fokus.
Nach der Begrüßung durch Landrat Bernhard widmete sich die Veranstaltung im Rahmen eines Vortrags dem Klimawandel und seinen Auswirkungen sowie möglichen Anpassungsstrategien. Dorothy Kidza-Zentler, Mitgründerin des gemeinnützigen Vereins DeUga – DeutschUgandische Gesellschaft – mit Sitz in Heilbronn und zudem Referentin für das Entwicklungspädagogische Informationszentrum im Arbeitskreis Eine Welt Reutlingen, legte in ihrem Vortrag die Auswirkungen des Klimawandels in Uganda dar. Sie ist in Uganda geboren und engagiert sich durch verschiedene Aktivitäten für ihr Heimatland. Unterstützt wurde sie von Keith Lindsey, Vorstand des Vereins Discover e.V.. Er hat im September 2023 15 Discover Projekte in verschiedenen Regionen Ugandas besucht.
Unterschiedlichste Projektträger, wie Kirchen, Vereine oder Eine-Welt-Läden sind seit vielen Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit aktiv. Einige von ihnen sind seit Beginn der Förderung im Jahr 1987 dabei, so zum Beispiel der Eine-Welt-Laden in Sindelfingen. Dieses Jahr wird die Cooperativa Integral De Producción Mujeres Mayas „Tejidos Guadelupe“ in Ciudad, Guatemala unterstützt. Sie hilft armen Frauen bei der Vergabe von Minikrediten, um Einkommensmöglichkeiten zu schaffen für die Versorgung von bedürftigen Kindern und alten Menschen in den umliegenden Dörfern. „Es ist bewundernswert, welch ein tolles Engagement wir im Landkreis Böblingen haben und mein besonderer Dank gilt den Initiativen, welche sich schon über Jahrzehnte hinweg engagieren und das auch in schwierigen Zeiten“, betonte Landrat Bernhard. „Ziel des Landkreises ist es jedoch auch, junge Menschen für die Entwicklungszusammenarbeit und Fairen Handeln zu begeistern, damit das bereits bestehende Engagement im Landkreis auch langfristig fortgesetzt werden kann“, ergänzte der Landrat.
Neben der finanziellen Unterstützung engagiert sich der Landkreis auch selbst in der Entwicklungszusammenarbeit. Seit 2016 besteht zwischen dem Abfallwirtschaftsbetrieb und der tunesischen Kleinstadt El Guettar eine Partnerschaft im Rahmen des Projektes „Kommunale Zusammenarbeit Maghreb-Deutschland“.
Seit September 2022 koordiniert Lisa-Marlen Hitzing die Kommunale Entwicklungspolitik im Landratsamt. Diese Aufgabe wird derzeit durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Ziel ist es, kommunale Entwicklungspolitik strukturell zu verankern, um seitens der Kreisverwaltung einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten.
Letzten Monat wurde der Landkreis als Fairtrade Landkreis auszeichnet. Ziel ist es, Fairen Handel auf kommunaler Ebene zu fördern und sich mit verschiedenen lokalen Akteuren für gerechte Handelsbeziehungen, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung weltweit einzusetzen. Von Bürgermeister Ekkehard Fauth aus Aidlingen, wurde dem Landkreis in diesem Rahmen die goldene Friedenstaube überreicht. 30 dieser Tauben wurden anlässlich des 60. Jahrestags der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vom Landshuter Künstler Richard Hillinger geschaffen. Jede Taube steht für einen Artikel dieser Rechte. Die Tauben „fliegen“ rund um die Erde - immer dorthin, wo sich Einrichtungen, Institutionen und Personen in ganz besonderer Weise für die Einhaltung der Menschenrechte engagieren.
Zur Bedeutung der Projektbeiträge und kommunaler Entwicklungszusammenarbeit betonte Landrat Bernhard: „Die Corona-Pandemie, der Klimawandel, vielfältige Migrationsbewegungen und Kriege führen uns immer wieder die weltweiten Zusammenhänge vor Augen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir kooperieren und uns alle – ob von Seiten der Zivilgesellschaft oder der Verwaltung – gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung engagieren.“