100 Jahre Jugendamt Böblingen

Die Entwicklung der Jugendhilfe im heutigen Landkreis Böblingen seit 1920

Menschen am Tisch
Auf dem Foto sehen Sie Landrat Roland Bernhard (hinten Mitte) mit den Herausgebern Debora Fabriz (hinten 2. von links), Prof. Ewald Frie (hinten 2. von rechts), Viola Haas (hinten ganz rechts), sowie dem Verleger Dr. Christoph Konrad (hinten ganz links) und den Autoren Leonie Feininger, Sonja Friese, Lukas Schultze-Melling und Samuel Schöll (vordere Reihe von links nach rechts). Nicht im Bild: Herausgeber Wolfgang Trede

Der Landkreis Böblingen stellte diese Woche (11. November) das Buch „100 Jahre Jugendamt Böblingen – Die Entwicklung der Jugendhilfe im heutigen Landkreis Böblingen seit 1920“ vor. Das Buch ist gleichzeitig Band 6 der Schriftenreihe des Kreisarchivs „Zur Kultur und Geschichte im Landkreis Böblingen.“ Die Publikation ist entstanden aus einer mehrjährigen Zusammenarbeit des Amts für Jugend und des Kreisarchivs des Landkreises Böblingen mit dem Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen.

Landrat Roland Bernhard betonte in der Begrüßung: „Der Landkreis Böblingen ist einer der Pioniere in Baden-Württemberg, der die hundertjährige Geschichte seines Jugendamts wissenschaftlich aufgearbeitet hat. In den Jugendämtern wurden zuvor verstreut angesiedelte Aufgaben der Säuglings- und Kleinkinderfürsorge, die Geschäfte des Gemeindewaisenrates und des Vormundschaftswesens, des Kinder- und Jugendschutzes und der Förderung der Jugendarbeit in einer kommunalen Institution zusammengeführt. Ich freue mich, dass die Geschichte unseres wichtigen Jugendamts anhand der bedeutenden Quellen unseres Kreisarchivs erforscht wurde.“

Vor mehr als hundert Jahren, nämlich 1921 und 1922, nahmen auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Böblingen Jugendämter ihre Arbeit auf. Die unterschiedlichen Aufgaben der Jugendfürsorge waren zuvor „zersplittert“ und von verschiedenen Behörden und Vereinen wahrgenommen worden. Es hatte an einer Aufsicht und Bündelung der Aufgaben gemangelt.

Für die Jugendämter Böblingen und Leonberg waren zunächst nur zwei Vollzeitkräfte vorgesehen, nämlich ein Geschäftsführer, der zugleich Amtsvormund war, und eine Bezirksfürsorgerin, für das Jugendamt Nagold-Herrenberg zusätzlich eine weitere Fürsorgerin. „Die Tätigkeitsberichte der ersten Jahre verdeutlichen die große Entschlossenheit und Leistungsbereitschaft der Mitarbeitenden des Jugendamts“, so Kreisarchivarin Debora Fabriz, „die Arbeit des Jugendamts ging in wirtschaftlich schweren Zeiten von Beginn an über den engeren Bereich der Jugendfürsorge hinaus und erstreckte sich auf die Gesundheitsfürsorge und die Leseförderung durch Einrichtung einer Bücherei.“ Bald zeichnete sich ein deutlicher Personalmehrbedarf ab.

Für die Forschungsarbeit wurden die differenzierten und aussagekräftigen Bestände des Kreisarchivs anonymisiert. Ergänzend wurden Interviews mit Mitarbeitenden und ehemaligen Adressatinnen und Adressaten aus der Jugendhilfe geführt. Damit konnten die gesellschaftlichen Umbrüche anhand der unterschiedlichen Quellen zum Jugendamt und aus verschiedenen Perspektiven neu erforscht werden: Ein großer Teil des Buches entstand im Sommer 2022 in einem Lehrforschungsprojekt an der Universität Tübingen unter der Leitung von Professor Dr. Ewald Frie, der bei der Buchvorstellung einen Fachvortrag hielt zum Thema „Kindheit vor dem Wohlfahrtsstaat“. Ewald Frie erläutert:, „Das Buch spiegelt auch die historischen Interessen der heutigen Studierendengeneration, ihren Blick auf die Entwicklung des Jugendamts zwischen Fürsorgebehörde und sozialpädagogischer Fachinstitution.“ Weitere Beiträge wurden von Kreisarchivarin Debora Fabriz sowie von Viola Haas und Wolfgang Trede vom Amt für Jugend verfasst.

Die Publikation untersucht sorgfältig und wissenschaftlich fundiert die spannende Entwicklung des Jugendamtes auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Böblingen in seinen Kontinuitäten und Brüchen. Sie bespricht die Aushöhlung der Aufgaben des Jugendamts unter der Herrschaft des NS-Regimes, die Jahre der Restauration und des Aufbruchs in den 1950er und 1960er Jahren bis hin zur dienstleistungsorientierten und besonders auf den Kinderschutz achtenden Jugendhilfe heute. „Jugendämter sollten zu Partnern der Familie werden“, so Wolfgang Trede, Jugendamtsleiter bis 2022. Jugendhilfeplanerin Viola Haas ergänzt, „es vollzog sich eine qualitative und quantitative Weiterentwicklung der Aufgaben.“

Das Buch bietet einen einzigartigen Einblick in die Geschichte einer Institution, die seit 100 Jahren Kinder und Jugendliche und damit die Zukunft der Gesellschaft im Blick hat. Ihr Handeln und die Diskussionen darüber sind ein wesentlicher Teil deutscher Zeitgeschichte.
Die Publikation ist im Anton H. Konrad Verlag erschienen und ist im Buchhandel zum Preis von 24,80 EUR erhältlich.

(Erstellt am 15. November 2024)

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