„Hochzeit“ bei der Vergärungsanlage Leonberg – Paddelrührwerk in den Fermenter eingehoben

Fotograf Markus Schwarz
Fotograf Markus Schwarz

In Anlehnung an den Automobilbau, in dem die Montage von Antriebseinheit und Karosserie als „Hochzeit“ bezeichnet wird, wird auch die Zusammenführung der Fermenterhülle mit dem Paddelrührwerk ebenso bezeichnet. Die Rede ist vom Herzstück der Vergärungsanlage – den beiden Fermentern – auf der ehemaligen Deponie Leonberg. Am Montag, 25.09., ist dieser Meilenstein beim Wiederaufbau der Vergärungsanlage erreicht worden.

Die Fermenter sind zwei riesige Behälter, in deren Inneren die biologischen Abfälle vergären und mittels Rührwerke durchmischt werden. Durch den Prozess entsteht Biogas, das als grüne Energiequelle fossile Energieträger ersetzen kann und dem Klimaschutz hilft.

Gebaut und betrieben wird die Vergärungsanlage von der interkommunal getragenen Bioabfallverwertung GmbH Leonberg. Aufsichtsratsvorsitzender ist Landrat Roland Bernhard, der sich über den wichtigen Meilenstein des Bauprojekts freut: „Deutschland hat erkannt, wie sehr es von ausländischem Gas abhängig ist. Wir müssen uns um die eigene Energiesicherheit selber kümmern. Dazu haben wir auf kommunaler Ebene viele Gestaltungsmöglichkeiten. Lokale, regenerative Energiegewinnung bedeutet mehr Sicherheit und mehr Klimaschutz. Mit diesem Projekt werden die Chancen für innovative Technologien bei der Bioabfallvergärung und insbesondere bei der Verwertung des Biogases durch Methanisierung und CO<sub>2</sub>-Verflüssigung optimal genutzt“, betont Landrat Roland Bernhard bei seiner Rede und freut sich besonders über die interkommunale Kooperation mit dem Landkreis Esslingen und den Stadtwerken Sindelfingen

Das Herzstück der Anlage, die Vergärungstechnologie, kommt von der Bietergemeinschaft Thöni / Börgel, vertreten durch die Fa. Thöni Industriebetriebe GmbH aus Telfs (Österreich). Die Kosten hierfür sind mit 14,4 Mio. € veranschlagt. Es umfasst das Eintrags- und Austragssystem und zwei liegende Fermenter mit jeweils 2.250 m³ Volumen, die mit eine Länge von rund 34 m, Breite und Höhe von jeweils ca. 11 m direkt im Anschluss an die Aufbereitungshalle gebaut werden. Dazu gehören auch die gesamte Biogastechnik mit Biogasreinigung und Gasspeicher sowie eine dreistufige Gärrestentwässerung und Gärrestkonditionierung. Das Presswasser wird in Zwischenspeichertanks eingeleitet und gesteuert in den Entwässerungskanal zur Kläranlage Leonberg abgeleitet. Der konditionierte bzw. getrocknete Gärrest geht anschließend ins Kompostwerk nach Kirchheim unter Teck zur Herstellung von gütegesichertem Kompost.

Michael Potthast, Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs Esslingen, pflichtet ihm bei: „Ich freue mich, dass mit diesem interkommunalen Projekt künftig auch Bioabfälle aus dem Landkreis Esslingen in der Leonberger Vergärungsanlage effizient verwertet werden. Uns ist es wichtig, dass aus dem Bioabfäll dann ab Inbetriebnahme der Anlage nicht nur hochwertiger Kompost in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden kann, sondern dabei auch grüne Energie gewonnen wird.“

Die Landkreise Böblingen und Esslingen kooperieren seit 2005 bei der Verwertung von Bioabfällen, um daraus am Standort Leonberg Energie durch Vergärung zu gewinnen und danach aus den Gärresten am Standort Kirchheim unter Teck Kompost herzustellen.

BVL-Geschäftsführer Wolfgang Bagin erläutert die Dimensionen: „Die neue Vergärungsanlage am Standort der ehemaligen Erd- und Bauschuttdeponie an der Autobahn A 8 auf Gemarkung Leonberg wird für eine Gesamtkapazität von 72.000 Tonnen aus beiden Kreisen, davon 60.000 Tonnen Bioabfälle und 12.000 Tonnen Grünabfälle gebaut und wird damit die größte kommunale Anlage ihrer Art in Baden-Württemberg.“

Bereits im Frühjahr 2019 hatte man einen Kapazitätsausbau der Vergärungsanlage beschlossen. Jedoch war sie im selben Jahr aus ungeklärten Gründen vollständig abgebrannt. Die gesamten Kosten für den Bau der Halle und der Anlagentechnik für Vergärung, Methanisierung und CO<sub>2</sub>-Verflüssigung einschließlich neues Betriebsgebäude und sonstigen Gewerken belaufen sich voraussichtlich auf rund 47 Mio. Euro. Die Anlage soll im Herbst 2024 fertiggestellt werden. Der Anlagenteil für die Methaniserung wird nicht bei der Vergärungsanlage, sondern bei der ehemaligen Kreismülldeponie Sindelfingen errichtet. Das Biorohgas wird dazu per Leitung transportiert. Der Vorteil: So kann das Methangas direkt in das Fernwärmenetz der Stadtwerke eingespeist werden.

Dieses interkommunale Projekt der beiden Landkreise zusammen mit Stadtwerken leistet einen bedeutenden Beitrag für den Klimaschutz, indem jährlich ca. 12.300 Tonnen Treibhausgase eingespart werden.

Für den großen Anlagenbau peilt man eine Fertigstellung bis zum Herbst 2024 an.

(Erstellt am 28. September 2023)

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