Projekt Arbeitsmarkt-Integration geflüchteter Frauen
AMIGA
Anfang des Jahres startete das Landratsamt Böblingen das Projekt „AMIGA – Arbeitsmarktintegration geflüchteter Frauen“. Das Projekt wird über das Spendenkonto Ukrainehilfen finanziert und läuft bis Ende diesen Jahres. Hauptaugenmerk liegt auf geflüchteten Frauen aus der Ukraine. Erkenntnisse aus der bisherigen Projektarbeit zeigen sowohl den großen Bedarf als auch das enorme Potenzial bei der Arbeitsmarktintegration geflüchteter Frauen. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind im Landkreis Böblingen über 4.000 Ukrainerinnen und Ukrainer registriert worden. Mehrheitlich sind es zu zwei Drittel Frauen mit Kinder, die im Landkreis Zuflucht gefunden haben. Ein Großteil der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer verfügt über qualifizierte (Hochschul-) Abschlüsse respektive Berufskenntnisse und versucht sich eine existenzielle Perspektive aufzubauen.
Landrat Roland Bernhard erläutert: „Das Ziel des Projektes ist, geflüchtete Frauen zu ermutigen, eine eigene berufliche Perspektive zu entwickeln. In aufsuchenden, niederschwelligen und am Bedarf orientierten Einzelberatungen und Gruppenveranstaltungen werden Stärken und Kompetenzen der geflüchteten Frauen sichtbar gemacht. Gezieltes Einzelcoaching begleitet die Umsetzung der beruflichen Wege“.
Außerdem erhalten die Projektteilnehmerinnen die Möglichkeit, ganz individuelle Netzwerke zu gründen, um sich auszutauschen, gegenseitig zu unterstützen und schließlich als Multiplikatorinnen für weitere Frauen zu wirken. Geflüchtete Frauen sollen im Rahmen dieses Projektes an Selbstvertrauen gewinnen, ihre sozialen Kompetenzen kennen lernen und in den vorgesehenen Netzwerken aktiv eingebunden werden. Sie sollen Wertschätzung erfahren, sich nicht in Community-Strukturen zurückziehen, sondern die Vielfalt der Angebote wahrnehmen und durch gezielte Handlungsstrategien annehmen können.
Das Projekt zeichnet aus, dass die Teilnahme an Einzel- wie Gruppencoaching freiwillig und selbstbestimmt ist. So kann nicht jede Teilnehmerin das Angebot für sich nutzen, was sie jeweils stärkt und voranbringt. Gemeinsam mit der Projektleitung werden anhand persönlicher Vorerfahrungen, Qualifikationen sowie Kompetenzen und momentaner Lebensumstände ganz individuelle Handlungsstrategien erarbeitet. Eine Mischung aus Informationen zu arbeitsmarktrelevanten Themen und Vernetzung bzw. praktischen Kontakten zu Arbeitgebern helfen Frauen die ersten Schritte zu gehen und helfen Hemmnissen wie das vorhandene Rollenverständnis, Moralempfinden und persönliche traumatische Erfahrungen entgegenzuwirken.
In Kooperation mit dem Jobcenter sowie dem ebenso im Landkreis angedockten Projekt MiQnet, besichtigen die Projektteilnehmerinnen Unternehmen, besuchen Berufs- und Bildungsmessen und treffen sich mit Kooperationspartnern, um die Vielfalt von beruflichen und qualifizierenden Angeboten kennenzulernen. Unterstützend etablierte sich seit Februar 2023 ein wöchentliches Schulungsformat zum Thema „Arbeiten in Deutschland“ in Kooperation mit der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters Landkreis Böblingen im Familienzentrum Böblingen.
Seit Beginn des Jahres sind zahlreiche Betriebsbesichtigungen durchgeführt worden. Bei der Besichtigung der Berufsmesse „Arbeit mit Kindern – Berufe mit Kindern“ am 10. Mai in der Agentur für Arbeit Stuttgart entstand ein Kontakt zur Fachschule für Sozialpädagogik am Beruflichen Schulzentrum Leonberg. Interessiert schnupperten daraufhin sieben Frauen in eine Ausbildungsklasse von Erzieherinnen und Erzieher hinein und wurden zusätzlich motiviert die hierfür notwendigen Voraussetzungen (insbesondere Deutschkenntnisse) zu erfüllen, um selber eine Ausbildung zu beginnen. Außerdem hilfreich empfanden die Projektteilnehmerinnen die Besichtigung des Chancenforums 2023 am 8. Juli in Böblingen. Hier sind weitere Kontakte zur Unternehmen und Beratungsstellen entstanden und wurden Betriebsbesichtigungen bzw. Informationsveranstaltungen vereinbart.
Durch die konstruktiven Absprachen mit Agentur für Arbeit, Jobcenter, Unternehmen, dem Projekt MiQnet und dem Projekt Mindspring, Clearingsstelle Deutsch des Landratsamtes, IHK, Welcome Service Region Stuttgart, Integrationsmanagerinnen und Integrationsmanager, Ehrenamtskreisen und Kommunen läuft das Projektangebot erfolgreich. Die Frauen zeigen großes, anhaltendes Interesse und nehmen an den Angeboten teil. Berufliche Integration ist für sie ein Ziel, auch wenn die Realisierung noch viele Schritte bedingt und Hürden überwunden werden müssen. Bis Ende Juni 2023 haben 37 Frauen an Gruppenveranstaltungen und/oder Einzelcoachings teilgenommen. Das Projektziel ist die Beratung von insgesamt 70 Frauen bis Ende des Jahres. Das Projekt wird von Alena Babeyeva geleitet (a.babeyeva@lrabb.de; 07031 / 663 – 2393).
