Offener Brief an den Förderverein Krankenhaus Herrenberg

„Ich werbe für Ihr Verständnis, dass wir uns auf den Weg machen müssen hin zum Ziel einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung in unserer Region“

Hand mit Infusion

Sehr geehrter Herr Krauß, sehr geehrter Herr Klinkelin, sehr geehrter Vorstand,

ich bedanke mich für Ihr Schreiben und möchte Ihnen hiermit – auch im Rahmen eines Offenen Briefs – gerne antworten.

Nachdem das Fachgutachten zur Medizinkonzeption 2030 in den vergangenen Wochen im Rahmen einer ausführlichen Pressekonferenz, zwei Bürgerinformations-veranstaltungen, zwei öffentlichen Kreistagssitzungen sowie sechs internen Betriebs- und Mitarbeiterversammlungen vorgestellt wurde, haben nun über 70 Interessen-gruppen die Gelegenheit, bis Ende September ihre Stellungnahmen abzugeben. Schön, dass der Förderverein von dieser Gelegenheit frühzeitig Gebrauch macht und seine Fragen in den Dialog- und Einbindungsprozess einbringt.

Das Fachgutachten ist eine Grundlage, mit der sich die Gremien in den nächsten Wochen weiter beschäftigen werden. Dem Aufsichtsrat des Klinikverbund Südwest war es nach zwei eintägigen Klausurtagungen ein wichtiges Anliegen, dieses Gutachten frühzeitig auch nach außen bekannt zu machen und eine maximale Transparenz zu pflegen. In den kommenden Monaten werden wir alle eingehenden Stellungnahmen und Argumente sorgfältig auswerten und den Gremien für deren Beratungen zur Verfügung stellen. Zudem sind auch weitere Dialogformen, (wie beispielsweise Runder Tisch), mit Beschäftigten und verschiedenen Interessensvertretern vorgesehen.

Parallel wurde zentral auf der Homepage des Klinikverbund Südwest (KVSW) eine Seite zur Medizinkonzeption und ein Postfach für Fragen und Stellungnahmen aus der Bürgerschaft eingerichtet (www.klinikverbund-suedwest.de/medizinkonzeption-2030/). Das Fachgutachten ist dort abrufbar, aus Gründen der Verständlichkeit ergänzt um allgemeinverständliche Erklärfolien. Zudem werden hier nach und nach Antworten auf häufig gestellte Fragen sowie Infos rund um den Prozess oder das Gutachten eingestellt – selbstverständlich soweit sie aktuell bereits beantwortbar sind. Aktuell sammeln wir alle Fragen. Teilweise ist eine Beantwortung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, weil Fragen noch geprüft oder an den Gutachter weitergegeben wurden. Ich bitte Sie deshalb um Verständnis, wenn manches zunächst noch offenbleibt.

Ein „überstürztes Vorgehen“, wie Sie in Ihrem Schreiben formulieren, kann ich bei Leibe nicht erkennen. Der Aufsichtsrat hat sich bereits seit dem Herbst letzten Jahres in zahlreichen Sitzungen mit dem Thema beschäftigt. Ein renommiertes Büro hat in breitem Konsens ein Fachgutachten erarbeitet. Wir haben dieses in verschiedensten Veranstaltungen vorgestellt, bieten alle Infos auch online und haben einen umfassenden Dialog- und Einbindungsprozess gestartet. Das ist aufwändig, aber zielorientiert. Wir müssen verbundweit denken und dürfen nicht einzelne Standorte solitär betrachten. Nur so können wir die medizinische Versorgung in unserer Region langfristig in öffentlicher Trägerschaft sichern und insbesondere auch allen Standorten im Klinikverbund eine Perspektive geben. Das hat nichts mit „ungleicher Behandlung“ einzelner Standorte, wie Sie formulieren, zu tun. Ohne mutige Änderungen droht die Privatisierung. Was dies bedeuten würde, lässt sich leicht ausmalen.

Insbesondere aber, - und dieses ist mir sehr wichtig -, schmälert dieser gestartete Prozess keinesfalls meine Anerkennung für die Leistung Aller, die täglich im Klinikverbund haupt- oder ehrenamtlich engagiert sind. Das gilt gerade für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Herrenberger Krankenhauses, die sich mit viel „Herzblut“ um das Wohl der Menschen dort kümmern. Ich bin den vielen Beschäftigten und Ehrenamtlichen, sowie auch Ihnen als Förderverein, sehr dankbar für Ihr Wirken. Und ich werbe für Ihr Verständnis, dass wir uns auf den Weg machen müssen hin zum Ziel einer zukunftsfähigen qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung in unserer Region. Der Fachkräftemangel, eine immer weiter zunehmende Ambulantisierung, stetig steigende Qualitätsvorgaben und letztlich die defizitäre Lage zwingen uns, die Krankenhausstruktur anzupassen. Der deutschlandweite Trend macht auch vor unseren Krankenhäusern nicht Halt. Es ist unser Anspruch, nicht sehenden Auges in eine große Welle zu geraten. Bereits jetzt hat Bundesgesundheitsminister Lauterbach von einem Kliniksterben gesprochen. Ich möchte es nicht so weit kommen lassen, doch dafür müssen wir jetzt handeln.

Ihre Fragen sind aufgenommen und werden selbstverständlich beantwortet bzw. für den weiteren Ausarbeitungsprozess berücksichtigt. Lassen Sie uns dazu in den persönlichen Austausch gehen; ich biete Ihnen gerne ein persönliches Gespräch – auch unter Teilnahme des KVSW-Geschäftsführers, Alexander Schmidtke, an. Dazu wird meine Assistenz, Frau Lang, zeitnah einen Termin mit Ihnen vereinbaren.

Mit freundlichen Grüßen

Landrat Roland Bernhard

(Erstellt am 03. August 2023)

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