Bewegungspass für Kindergärten im Landkreis
Kinder entwickeln spielerisch Freude an der Bewegung
Einen Purzelbaum schlagen, rückwärts balancieren oder die Kerze halten – mit solchen motorischen Fähigkeiten, die eigentlich leichtfallen sollten, tun sich Kinder heute immer schwerer. Kalorienreiches Essen, wenig Bewegung und zuletzt die Pandemie haben dazu geführt, dass circa jedes vierte Kindergartenkind im Landkreis Böblingen Defizite in den Bereichen Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit aufweist. Der Landkreis Böblingen geht daher in die Bewegungsoffensive: Mit dem „Bewegungspass Baden-Württemberg“ bietet das Gesundheitsamt in Kooperation mit der AOK-Bezirksdirektion Stuttgart-Böblingen niederschwellig und alltagsintegriert ein neues Instrument an, um Kinder sehr früh Freude an der Bewegung zu vermitteln.
Bei einem Termin zur Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zwischen dem Landkreis und der Gesundheitskasse in der Magstadter Kindertagesstätte Marienstraße führten die Kinder im Alter von 5 bis 6 Jahren unter der Leitung von Frau Mannhorst vor, wie der Bewegungspass funktioniert.
Mit dem Bewegungspass wurde in Stuttgart im Jahr 2016 ein Konzept entwickelt, das die motorischen Fertigkeiten Laufen, Springen, Balancieren, Klettern, Werfen und Fangen bei Kindern fördern soll. Auf spielerische Art ist jede trainierte Bewegungsform einem Tier zugeordnet: Das Eichhörnchen steht beispielsweise für Balancieren, der Krebs für Rumpfstabilität. Alle Tierübungen gliedern sich in vier Schwierigkeitsstufen, die aufeinander aufbauen. Im Bewegungspass werden die gelernten Fähigkeiten mit Hilfe von Aufklebern dokumentiert, um so die Motivation der Kinder zu steigern und die eigenen Fortschritte zu veranschaulichen. Die teilnehmenden Einrichtungen erhalten Materialien wie die Bewegungstasche mit Spielesammlungen sowie Weiterbildungen, damit regelmäßige Bewegungsförderung in der Einrichtung stattfinden kann. Der niederschwellige Ansatz in der Kita ermöglicht es, eine große Zahl von Kindern aller Gesellschaftsschichten gleichermaßen in Bewegung zu bringen und zu fördern.
„Mit dem Bewegungspass wird nun eine Lücke geschlossen und der Fokus auf die Entwicklung im Vorschulalter gelegt“, erläutert Landrat Roland Bernhard. „Für ein gesundes Aufwachsen spielt Sport und Bewegung im Alltag eine wichtige Rolle. Je früher wir Kinder mit unseren Bewegungsangeboten erreichen, desto wirksamer sind sie. Wir wollen schon früh den Spaß an Bewegung wecken.“
Eine Evaluation des Bewegungspasses in Stuttgart zeigt eine sehr hohe Zufriedenheit mit dem Programm bei den teilnehmenden Einrichtungen. Nach der Einführung des Bewegungspasses sank die Zahl der grobmotorisch auffälligen Kinder in Stuttgart deutlich. Seit 2019 wird das Konzept ausgeweitet und mittlerweile in 22 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg umgesetzt.
Ende Oktober fand die erste Zertifizierung für Erziehungsfachkräfte statt. Zum Start beteiligen sich insgesamt 18 Kindergärten im Landkreis. Weitere können im kommenden Jahr folgen. Hierfür sind vier weitere Zertifizierungen geplant. Ergänzend zum Bewegungspass erhalten teilnehmende Einrichtungen eine Spielesammlung sowie eine Bewegungstasche gefüllt mit Kleinsportgeräten. So ist sichergestellt, dass vor Ort alle Übungen absolviert werden können. Die Koordination des Bewegungspasses in Böblingen erfolgt über das Gesundheitsamt.